NABU-Pressedienst, NABU Kreisverband Dieburg – Nr. 33/2015 – 15. Juni 2015

Geotag der Artenvielfalt: Dem Biologen über die Schulter geschaut und Botanik für Einsteiger

Der Geotag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion in Mitteleuropa. Die Veranstaltung ist ein wertvoller Beitrag zur Erfassung und Dokumentation der Tier- und Pflanzenwelt. Zum wiederholten Mal luden der Arbeitskreis Naturschutzscheune und das Naturkunde-Institut Langstadt zu diesem Aktionstag am 13. und 14. Juni an die Naturschutzscheune ein.

Auch Laien konnten sich bei der Suche und Artbestimmung von Tieren und Pflanzen beteiligen, die anwesenden Biologen unterstützten die Bemühungen und stellten allerlei Hilfsmittel zur Verfügung. So standen Fernglas, Foto, Kescher, Wildkamera, Insektennetz, Lichtturm, Molchreuse und Fledermausdetektor für die Suche bereit. Bei der Auswertung wurden Binokulare und verschiedene Bestimmungsschlüssel eingesetzt.

„Wir haben im Rahmen der Aktion über 330 verschiedene Tier- und Pflanzenarten an der Naturschutzscheune gefunden. Das sind nur die Arten, die vor Ort lebend bestimmt werden können, denn bei uns sollen für diese Aktion keine Tiere sterben“, so Diplom-Biologe Dirk Diehl am Sonntagabend.

Bei den Vogelarten war eine Zwergtaucherbrut das Highlight, drei Reptilien-Arten wurden gefunden, unter den drei gefundenen Amphibienarten war der Laubfrosch als Seltenheit zu verzeichnen. Im Scheunenteich fanden sich zwei Fischarten: Stichling und Moderlieschen. 9 Landschneckenarten, davon 6 Gehäuse- und drei Nacktschneckenarten wurden registriert, dazu kamen noch drei Wasserschneckenarten und eine Muschel. Viele Arten von Spinnen, Krebstieren, Wanzen und Libellen stehen auf der Liste. Als selten nachzuweisende Insektenarten sind der Schneckenhauskäfer, die Wespen-Moderholz-Schwebfliege und die Langhornbiene zu nennen. Tagfalter waren trotz des trockenen Wetters mit immerhin 11 Arten vertreten, darunter der anspruchsvolle Schlehenzipfelfalter. Bei den Nachtfaltern begeisterte ein Silbereulchen.

Als Vertreter der Säugetiere wurden Bisamratte und Maulwurf festgestellt, die Wildkamera dokumentierte außerdem ein Reh, das in der Dunkelheit das Scheunengelände passierte. Die Fledermausbeobachtung hielt eine besondere Überraschung bereit: neben den auch schon in früheren Jahren registrierten Arten Großer Abendsegler, Breitflügel- und Zwergfledermaus konnte die seltene Zweifarbfledermaus beobachtet werden. Sie profitierte ebenso wie die anderen Fledermäuse vom Lichtturm, der große Mengen Köcherfliegen anlockte. Und so kamen die Fledermäuse bei der Jagd dicht an den Lichtturm heran. Die Zwergfledermäuse konnten beim Ein- und Ausflug an der Naturschutzscheune beobachtet werden. Bei den Pflanzen erfreute besonders das Vorkommen der Breitblättrigen Stendelwurz, einer heimischen Orchidee.

Parallel zur Erfassung der Arten gab es am 14. Juni ein Einsteiger-Seminar in die Pflanzenbestimmung. Diplom-Biologin Yvonne Lücke vermittelte Grundlagen über den Aufbau der Pflanzen und stellte einige Pflanzenfamilien mit ihren Merkmalen vor. „Lippenblütler haben immer einen vierkantigen Stängel“, und „Einkeimblättrige erkennt ihr an den 3zähligen Kronblättern“, so ihre Tipps. Dann ging es raus zur praktischen Übung. Mit Begeisterung wurden Pflanzen mit der Lupe untersucht, Kron- und Fiederblätter gezählt, danach mit einem wissenschaftlichen Schlüssel bestimmt. Da kam manch einer nicht nur wegen der Sonne ins Schwitzen. „Ich habe sonst immer in Pareys Blumenbuch geblättert, bis ich eine ähnliche Pflanze gefunden hatte, jetzt gehe ich systematisch vor, das finde ich toll“, so eine Teilnehmerin.

Die beiden Tage an der Naturschutzscheune waren für die Biologen anstrengend, aber auch sehr aufschlussreich und für alle Besucher eine Bereicherung.

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