Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) – Die Ungewöhnliche

Diese Libelle galt vor einigen Jahren noch als gefährdet. Mittlerweile gibt es neue Fundorte, und es wird vermutet, dass die Tiere durch ihre gute Tarnung oft übersehen wurden. Nach aktuellen Untersuchungen wird sie deshalb als ungefährdet eingestuft. Die Gemeine Winterlibelle ist hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet.

Ihr Lebenszyklus unterscheidet sich von dem unserer Libellen. Der überwiegende Teil der Libellenarten bei uns überwintert als Larve oder auch als Ei. Im Gegensatz dazu überwintert die Winterlibelle aber als erwachsenes, flugfähiges Tier.

Die Eier werden im April/Mai vom Weibchen in abgestorbene Pflanzenteile gebohrt. Die kleine Larve ist gelbbraun bzw. anfangs dunkel und hellt sich bei jeder Häutung auf. Sie braucht acht Häutungen, bis sie an einer sonnigen Stelle an Pflanzen aus dem Wasser kriecht, um dann zu schlüpfen. Dies passiert im Zeitraum von Ende Juli/Anfang August bis in den September. Die geschlüpften Winterlibellen können bis in den späten Herbst beobachtet werden und sogar an warmen Tagen im Winter. Zu dieser Zeit finden keine Paarungen oder Eiablagen statt. Ihr Überwinterungsort kann mehrere Kilometer vom Schlupfgewässer entfernt sein. Meistens verkriechen sie sich zwischen Steinen oder unter Baumrinden, um Frostperioden zu überstehen.

Männchen und Weibchen unterscheiden sich kaum. Die Färbungen des Abdomens (Hinterleibs) variieren von beige bis braun. Die lanzenförmigen Muster schimmern kupferbraun. Am Vorderkörper (Thorax) sind dunkle Binden, deren Verlauf eine Abgrenzung zu anderen Arten erlaubt. Die obere Binde verläuft bei der gemeinen Winterlibelle typischerweise gerade ohne Ausbuchtungen.

Nach der Winterruhe beginnt im April/Mai die Hauptflugzeit, die Paarungszeit und die Eiablage. Auch während der Aktivitätsphase sind die Imagos (ausgewachsene Fluginsekten) nicht sehr agil, sondern vertrauen mehr auf ihre Tarnung als Stöckchen. Die meisten Libellen fliegen bei Störung auf, während die Winterlibelle auf braunen Ästen und Stängeln sitzend, sich nur auf die andere Seite dreht. Im Juli sind meistens keine Winterlibellen anzutreffen.

Die Larven leben in flachen, vegetationsreichen stehenden Gewässern. Die Gewässer können nährstoffreich (mesotroph bis eutroph) sein. Gerne halten sich die Larven zwischen den überstauten Uferpflanzen, z.B. Seggen und Binsen, auf.

 

Weitere „Jungfern“

Die Winterlibelle gehört zu den Teich- oder Binsenjungfern (Lestidae). Hier sind weitere Arten, die an der Naturschutzscheune schon beobachtet wurden:

Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)

Ist unsere häufigste Teichjungfer an der Naturschutzscheune. Ihr seitliches Thoraxmuster zeigt einen nach vorn gerichteten „Zipfel“.

Die Art fliegt erst ab Anfang Juli und kommt an Ufern mit Weichholzarten, wie Weide, Erlen usw. vor. Wie der Name sagt, legt sie meist in Weiden ihre Eier ab. In deren Rinde überwintern die Eier. Die frisch geschlüpften Larven lassen sich dann ins Wasser fallen. 

Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)

Diese Art ist eine mediterrane, wanderfreudige Art. Sie ist bei uns immer häufiger festzustellen. Ein Grund könnte möglicherweise die Klimaveränderung sein. Mit ihrem zweifarbigen Flügelmal ist sie deutlich von den anderen Arten zu unterscheiden.

Ihre Flugzeit ist von Juni bis September. Die Eiablage findet an über dem Wasser wachsenden Pflanzen statt. Auch hier sind die Eier das Überwinterungsstadium.

 

Text: Yvonne Lücke

 

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