Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) – Der Schönflügel

Die Gebänderte Prachtlibelle bevorzugt langsam fließende Bäche, kleinere Flüsse und Kanäle, die wenig verschmutzt sind, dafür aber besonnt und mit Ufer- und Wasserpflanzen bewachsen. Ihre Verbreitung ist schwerpunktmäßig in Flussauen und Bachtälern, wie der Gersprenz und ihren Zuflüssen.

Gefährdet ist die Art insbesondere durch wasserbauliche Eingriffe, wie Kanalisierung, Begradigung und Uferverbau. Aber auch intensive Unterhaltungsmaßnahmen, beispielseise regelmäßiges Mähen der Ufervegetation machen der Art zu schaffen. Wasserverschmutzungen beeinträchtigen ebenfalls das Vorkommen, auch wenn sie als toleranter gilt als die verwandte Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo).

Mit einem 5 cm langen Körper und einer Flügelspannweite von 6,5–7 cm zählt die Libelle zu den größeren Arten der Kleinlibellen. Das Männchen hat einen dunklen blaugrün schillernden Körper. Die letzten drei Segmente seines Abdomens (Hinterleib) sind unterseits weiß. Seine Flügel haben eine breite, schwarz-blaue Binde. Die Flügelbasis und auch die Flügelspitzen sind immer durchsichtig.

Das Weibchen hat einen metallisch grün bis bronzefarben Körper. Ihre grünlichen rauchigen Flügel haben nur grünliche Adern, aber keine dunkle Binde. Bei dem weißen Fleck am Flügel handelt es sich nicht um ein Pterostigma (Flügelmal), sondern ein sogenanntes "falsches Flügelmal". Es ist anderes als das echte mit Adern durchzogen.

Mit seiner auffälligen Flügelfärbung und seinem Flugverhalten erinnert das Männchen der gebänderten Prachtlibelle an einen Schmetterling. Gerne werden am Ufer wachsende oder aus dem Wasser ragende Pflanzen als Landeplatz verwendet. Entlang eines Bachabschnittes verteidigen die Männchen ihre Reviere. So können Männchen in ca. 1–2 m Abständen an der Ufervegetation patrouillierend, sitzend oder balzend beobachtet werden. Kommt ein Weibchen ins Revier, beginnt das Männchen mit der Balz, in dem es einen Schwirrflug vollführt und sein „weißes Schlusslicht“ präsentiert. Das Männchen leitet das Weibchen zu einen Eiablageplatz   

Das Paarungsrad bzw. die Paarung findet nur wenige Minuten lang statt, dann löst sich das Männchen vom Weibchen und widmet sich wieder der Verteidigung seines Reviers. Das Weibchen legt die Eier in die Wasserpflanzen ab.

Nach ca. 6–9 Wochen schlüpfen die Larven aus den Eiern. Sie unterscheiden sich mit ihren langen ersten Fühlergliedern und den verkürzten Kiemenblatt deutlich von anderen Libellenlarven. Die Larven sind Lauerjäger. Zwischen Unterwasservegetation oder Wurzeln, die in die Strömung ragen, finden sie optimale Jagdbedingungen. Von ihrem Sitzplatz aus warten sie auf vorbeikommende kleinere Insektenlarven, wie z.B. Zuckmücken oder Kriebelmücken. Ihre Entwicklung dauert ein Jahr (im Tiefland) oder auch bis zu 2 Jahren in deutlich kühleren Bergregionen. 10–12 Häutungen bzw. Larvenstadien werden durchlaufen.

Die Flugzeit ist meist von Mitte Mai bis Anfang September. Aber in unseren Breiten kommen die Larven teilweise schon ab Anfang Mai aus den Gewässern. Die Art kann auch deutlich entfernt von Gewässern angetroffen werden. Nach dem Schlupf und dem Aushärten reifen die Tiere noch weitab vom Schlupfgewässer nach. Hier jagen sie auf Wiesen oder an Waldrändern andere kleine Insekten. Innerhalb von 10 Tagen kehren sie meist zum Fortpflanzungsgewässer zurück. Die Ruheplätze für die Nacht können ebenfalls einige dutzend Meter entfernt vom Wasser liegen.

Vor allem die Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle können mit der selteneren Blauflügel-Prachtlibelle verwechselt werden. Die Männchen sind anhand ihrer Flügelfärbung eindeutig zu unterscheiden.

 

Großlibelle oder Kleinlibelle?

Es ist keine Frage der Körpergröße oder Flügelspannweite, ob eine Libelle zu den sogenannten Großlibellen oder Kleinlibellen gehört. Meistens sind die Körper der Kleinlibellen kleiner und schlanker und die der Großlibellen kräftiger und größer. Die Augen der Großlibellen sind größer und stehen sehr dicht zusammen, so dass sie sich meist berühren. Bei den Kleinlibellen ist immer ein Abstand dazwischen. Die Flügel sind bei den Großlibellen in Ruhe immer seitlich abstehend bzw. aufgeklappt, während bei den Kleinlibellen die Flügel nach hinten gerichtet oder angelegt werden. Bei den Kleinlibellen sind die Vorder- und Hinterflügel gleich, während bei den Großlibellen die Hinterflügel meist breiter sind.

Sowohl als Larven, wie auch als erwachsene Fluginsekten leben die Libellen räuberisch von anderen Insekten, Wirbellosen, aber auch kleineren Wirbeltieren, wie Frösche und Fische.

Zur Paarung wird zuerst das sogenannte Tandem gebildet. Hierfür greift das Großlibellen-Männchen mit seinen Zangen am Hinterleib den Hinterkopf des Weibchens. Bei den Kleinlibellen wird der Vorderkörper (Prothorax) des Weibchens gegriffen. Das Weibchen biegt dann seinen Hinterleib nach vorn zum Samenbehälter des Männchens, welches an den vorderen Segmenten des Hinterleibes liegt. So entsteht das typische Paarungsrad, welches auch komplett im Fluge durchgeführt werden kann.

Die Eiablage ist artspezifisch unterschiedlich. Bei manchen Arten findet die Eiablage im Tandemflug statt, bei anderen legt das Weibchen alleine die Eier ab. Je nach Art werden die Eier in Pflanzen gestochen oder einfach abgeworfen, nur in Wassernähe (z.B. am Ufer) oder direkt unter Wasser.

Auch die Larven der Groß- und Kleinlibellen unterscheiden sich. Die Kleinlibellenlarven sind meistens schlank mit blattförmigen Kiemen am Hinterende, die auch als Ruderorgan eingesetzt werden können. Die Larven der Großlibellen sind massiger und haben keine blattförmigen Anhänge, sondern Analstacheln, die zur Verteidigung dienen.

Alle Libellenlarven entwickeln sich im Wasser und ernähren sich räuberisch. Sie durchlaufen ca. 10 Larvenstadien, diese können aber innerhalb weniger Monate oder auch über mehrere Jahre durchlaufen werden. Das letzte Larvenstadium wird an Land beendet. Zum Schlüpfen klettern sie an Land und halten sich an der Vegetation (oder anderen vertikalen Strukturen) fest. Die alte Haut bleibt als „leere Hülle“ (Exuvie) zurück, während das jetzt erwachsene und nach einer gewissen Reifezeit auch fortpflanzungsfähige Insekt herumfliegt.

Selten werden diese Fluginsekten älter als acht Wochen, manchmal auch nur zwei Wochen. Eine Ausnahme bilden überwinternde Libellen (siehe Winterlibelle), diese können durch die Winterstarre auch mehr als ein halbes Jahr lang überdauern.

 

Text: Yvonne Lücke

Zurück zur Übersicht