Gemeine Bernsteinschnecke (Succinea putris) – die Wasserliebende

 

Sie ist in Deutschland ungefährdet. Auch um die Naturschutzscheune ist sie regelmäßig zu finden. Trotzdem kennt sie kaum jemand. Sie kommt in feuchten und nassen Lebensräumen vor, insbesondere in Mooren, genauso wie auf Feuchtwiesen, an Teichen, Tümpeln und Bächen. Durch ihre enge Bindung ans Wasser ist sie sehr gut angepasst und kann vor allem als Jungtier auch unter Wasser leben. Wird es einmal trocken, klettert sie an der Vegetation hoch und überdauert dort. Den Winter verbringt sie im Boden oder unter Laub. Neben frischen Pflanzen frisst sie vor allem vermodernde Pflanzenteile.

Die Bernsteinschnecke muss nicht immer bernsteinfarben sein. Es gibt verschiedene Varianten. Der Körper kann hellmilchig bis fast schwarz, das Gehäuse auch grünlich-gelb sein. Das Erkennungsmerkmal ist die Form und Mündung des Gehäuses.

Nach der Paarung oder Selbstbefruchtung im Zeitraum von Mai bis September werden Laichpakete auf dem Boden, an Wasserpflanzen oder Steinen abgelegt. Daraus schlüpfen dann die Jungtiere. Wie die Alttiere ernähren sie sich sowohl von abgestorbenen als auch von frischen Pflanzen. Nach einem Jahr sind die Jungtiere dann geschlechtsreif.

 

Die Familie der Bernsteinschnecken (Succineidae)

Die Gemeine Bernsteinschnecke gehört zu einer weltweit verbreiteten Familie der Landlungenschnecken, die überwiegend an Uferzonen von Gewässern lebt. Die meisten Arten sind nicht mehr in der Lage, sich komplett ins Gehäuse zurückzuziehen. Bei manchen ist es so reduziert, dass sie Nacktschnecken sind.

Die Kleine Bernsteinschnecke (Succinella oblonga, links) ist etwas seltener. Sie frisst Algen auf ausgetrockneten Schlammflächen. Die Schlanke Bernsteinschnecke (Oxyloma elegans, rechts) ist etwas kleiner und dunkler als die Gemeine Bernsteinschnecke. Die Gattungen Oxyloma und Succinea lassen sich nicht gut durch das Gehäuse unterscheiden, sondern wesentlich besser durch den Geschlechtsapparat.

 

Parasiten der Bernsteinschnecken

Der Saugwurm (Leucochloridium paradoxum) gehört zu den Plattwürmern und nutzt die Bernsteinschnecke als Zwischenwirt. Um erfolgreich an seinen Endwirt, den Vogel zu kommen, verändert er das Aussehen und Verhalten der Schnecke. Sie wirkt durch die farbige und pulsierende Sporocysten der Fühlermade besonders attraktiv und imitiert dadurch einen Wurm oder eine Made. Zusätzlich wird die Schnecke agiler und sucht exponierte Stellen auf, wo sie gut sichtbar ist. Die Schnecke kann ihre angeschwollenen Fühler nicht mehr einziehen und ist so ein leichtes Ziel für die Vögel.

Externer Link zu einem Video einer infizierten Gemeinen Bernsteinschnecke, deren geschwollene Fühler durch Farben und Bewegungen für Vögel besonders attraktiv sind.

Im Vogel entwickelt sich der Wurm zu Urogonimus macrostomus und lebt in der Kloake. Hier vermehrt er sich geschlechtlich. Über den Kot werden die Eier des Wurms ausgeschieden und können so durch die Schnecke aufgenommen werden, oder die frischgeschlüpften Larven (Miracidien) gelangen über die Augenstiele in die Schnecke. Von dort wandern sie in den Darm und vermehren bzw. verwandeln sich zu Sporocysten. Diese sammeln sich zu Schläuchen und erstrecken sich über den gesamten Körper der Schnecke.

Der Dachs-Lungenwurm (Aelurostrongylus falciformis) ist ein lebendgebärender Fadenwurm. Die Larve wird mit dem Dachskot ausgeschieden. In einer Schnecke, z.B. der Gemeinen Bernsteinschnecke entwickelt sie sich zur infektiösen Drittlarve. Durch das aktive Fressen der Schnecke landet der Fadenwurm bei seinem Endwirt, dem Dachs. Und der Kreislauf geht von vorne los…

 

Text: Yvonne Lücke

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